Missionsboot Bodelschwingh

Erbauer: Gerhard Wicke
Missionsboot
Bau des Missionsbootes „Bodelschwingh“ in 1:14
Mittlerweile befindet sich schon eine kleine Flotte aus der Kolonie Deutsch-Ostafrika in meinem Besitz. Der Zollkreuzer „Kingani“, das englische Schnellboot „Mimi“, der Postdampfer „Hedwig von Wissmann“, alle fuhren auf dem Tanganjika-See, und zu guter Letzt die Aluminium-Dampfpinasse „Ukerewe“ auf dem Victoria-See. Auf dem noch verbleibendem Njassa-See fuhr der „Hermann von Wissmann“ und auf dem Kivu-See ein kleines Motorboot der Bethel-Mission.
Daten | Original | Modell |
Maßstab | 1:1 | 1:14 |
Länge | 10,50 m | 75 cm |
Breite | 2 m | 15 cm |
Tiefgang | 0,85 m | 6 cm |
Verdrängung | 2,5 kg | |
Motor | Benzinmotor | 1 Elektromotor |
Etwas Geschichtliches:
Bereits 1911 entstanden die ersten Gedanken zum Bau eines kleinen Bootes für die Mission in Ruanda am Kivu-See. Als Denkmal für den verstorbenen „Vater“, Friedrich von Bodelschwingh d. Ä. sollte ein Missionsboot mit dem Namen „Bodelschwingh“ in den Fluten des Kivu-Sees gesetzt werden. Es dauerte aber noch bis 1913 bis die ersten Teile in Rubengera ankamen und mit dem Bau begonnen werden konnte.
Im Mai 1914 konnte es gestrichen werden und bald darauf folgte der Stapellauf. Kurz vor dem Kriegsausbruch wurde es fertig und erhielt den Namen „Bodelschwingh“.
Infolge des beginnenden Krieges wurde es von der Schutztruppe requiriert (aber nirgends offiziell namentlich erwähnt !) und befand sich in verschiedenen Einsätzen gegen die Belgier am Kivu-See. Als 1916 der Rückzug erfolgen musste, wurde es am 14. Mai in der Musaho-Bucht in der Nähe der Werft, wo es gebaut wurde, wieder im See versenkt.
Bau:
Anhand der Maße und den vorliegenden Fotos wurde zunächst der Plan konstruiert. Der Aufbau ist recht einfach gehalten und sollte keine Schwierigkeiten bereiten. Hauptmerkmale sind die recht große Kajüte mit ihren sechs Fenstern und natürlich das Sonnensegel.
Zuerst erfolgte der Bau des Mallgerüstes, also das Setzen der 6mm Spanten kopfüber auf der Helling. Zwischen den Spanten wurden Styroporplatten geklebt. Sie dienten zum Straken der Spanten und als Formgebung des Rumpfes.
Danach folgte der Einbau zweier 4x4 mm Leisten als Auflage für den seitlichen Rand und der Bug- und Heckabdeckung aus 1,0 mm Platinenplatten (FR-4). Zum Schluss kam der Rand für die Kajüte dran. Das Waschbord wird zu einem späteren Zeitpunkt montiert.
Weitere Ausrüstungsteile wie Motor- und Getriebekasten, sowie der Steuerstand wurden aus 0,5mm und 1,0mm Platinen gefertigt. Im Getriebekasten wurde der Ein/Aus-Schalter der Anlage montiert.
Nun konnte mit dem Innenausbau des Rumpfes weitergemacht werden. Es erfolgte der Einbau der Spanten aus 3,0mm Ms-Winkelprofil, so, wie ich es auch bei der „Ukerewe“ durchgeführt habe. Es sind insgesamt pro Seite 15 Stück vorhanden und enden oben am Waschbord und unterhalb des Deckbodens.
Nachdem die Scheuerleiste (5mm Halbrundprofil) angebracht war, konnten die vier Plattengänge in gewohnter Art und bewährter Weise mit Spritzspachtel angebracht werden. Jetzt aber alles für paar Tage gut durchtrocknen lassen bevor mit dem Anbringen des Waschbords weitergemacht werden kann.
Der Rumpf, die Abdeckung im Heck und die Kajüte wurden noch einmal mit 600er Nassschmirgel abgezogen und cremeweiß lackiert.
Der Motorkasten erhielt seitlich noch vier Verschlüsse für den Deckel und der Getriebekastendeckel acht Stehbolzen mit Verschraubungen.
Um ein wenig Farbe ins Boot zu bekommen, wurden die Teile nussbraun lackiert. Dies stellt einen schönen Kontrast zu dem ganz in weiß gehaltenem Boot dar.
Die sechs Fensterrahmen entstanden ebenfalls aus Profilleisten. Zum Schluss kamen noch die beiden Türen mit Zargen an die Reihe.
Das Gestell für das Sonnensegel besteht, wie auch bei der „Ukerewe“, aus 2mm Ms-Rohr und kann demontiert werden.
Das Sonnensegel wurde in gewohnter Weise hergestellt und mit dem First durch Schlaufen befestigt.
Fahrt:
Nachdem die Besatzung an Bord war und das Sonnensegel montiert war stand der Jungfernfahrt nichts mehr im Weg.
Der „Bodelschwingh“ nimmt gut Fahrt auf und ist recht wendig. Bei hoher Geschwindigkeit neigte er durch die große Kajüte und dem schlanken Rumpf zur Krängung und zu Schlingerbewegungen. Noch rund 200 Gramm zusätzliches Blei tief im Rumpf wirkte dem ganz gut entgegen.
Was wird wohl das nächste Modell werden?