Schlepper Jean Bart


Erbauer: Andreas Ewest.


Andreas Ewest


Hochsee-Schlepper Jean Bart

Um auch zu Ausstellung in der Halle etwas Bewegung in die doch statisch wirkenden Modelle zu bringen, hat sich der Club dazu entschlossen ein Wasserbecken für kleine Schiffsmodelle zu bauen. Es brauchte nun nur noch entsprechende Modelle, die auf der 12 m2 großen Wasserfläche für leben sorgen.
Also machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Plastik-Bausatz. Bei der Auswahl des Modells war die gute Zugänglichkeit zum Rumpfinneren von größter Bedeutung.
Da bei der Jean Bart sowohl das Arbeitsdeck als auch das Oberdeck in einer Nut in den Rumpf eingeschoben werden, ist ein guter Halt der Aufbauten und auch Schutz vor Spritzwasser gewährleistet und alle Einbauten sind bestens zugänglich. Somit ist dieses Modell also die perfekte Basis für den RC-Umbau.

http://www.heller.fr/fr/index.php?controller=attachment&id_attachment=241

Der Bausatz der Firma Heller ist schon recht alt, wurde aber wieder neu aufgelegt. Leider wurden die Spritzlinge nicht überarbeitet, man sieht doch einen enormen Unterschied zwischen Bausätzen von vor 30 Jahren und heute, die Detaillierung aktueller Kits ist wesentlich besser. So sind es z.B. die Reling- und Leitern-Spritzlinge die das Modell sehr plump wirken lassen.



Der Schlepper ist mit seinen 26 cm groß genug um alle wichtigen Komponenten unterzubringen. Der Markt speziell für Micro-Modellbau bietet alle notwendigen Teile an. Da die einfache Fahr-Funktionen keine besondere Herausforderung darstellen, habe ich noch genügend „Spielraum“ für ein Bugstrahlruder (ja, das Original musste ohne auskommen, macht aber mehr Spaß beim bugsieren) und Nautischer-Beleuchtung gesehen, das Highlight ist der Rauchgenerator.
Dieser war dann auch die schwierigste Aufgabe im Lastenheft und hat mehrerer Anläufe bedurft bis ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wurde. Bei einer Betriebsspannung von 3,7 V (1S LiPo) fiel mir die Dimensionierung des Heiz-Elements nicht leicht, da ich in der Vergangenheit bei Raucherzeugern auf „Stangenwahre“ zurückgegriffen habe, musste ich mich beim Eigenbau intensiver mit der Materie beschäftigen.




Am Ende bestand er aus einem Topf aus 0,2mm Messingblech der der Form des Schornsteins angepasst ist. Eine Kanüle mit 1,4mm Außendurchmesser wurde mit 7cm Widerstandsdraht (100 Ohm/m) umwickelt und in dem Topf fixiert. Damit ist der Rauchgenerator mit ca.500mA der größte Verbraucher an Bord. Das Volumen beträgt ca. 2ml (Leer wiegt er 2,04 Gramm), ich befülle ihn aber nur zur Hälfte mit Destillat, dass langt für ca. 6 Minuten Rauch.
Technisch einfacher zu lösen war die Illuminierung der Lampen in den Masten, dafür aber auch wesentlich fummeliger. In die Klarsicht-Körper habe ich eine Nut gefeilt und eine warmweiße SMD LED mit den Abmessungen 1,6x0,8 mm (Baugröße 0603) hinein geklebt. Vorher habe ich die LEDs schon mit Kabeln versehen. Hierfür kam Lackdraht zum Einsatz. Ein alter Motor aus einem CD-Laufwerk musste diesen spendieren. Vor der endgültigen Lackierung habe ich die Lampenkörper mehrmals schwarz lackiert, damit die Lampe nur da leuchtet wo sie es auch soll. Die Rote und Grüne Positionslampen sind 3mm LEDs die ich mit der Feile in die gewünscht Form gebracht habe.




Das Bugstrahl-Ruder war schnell gebaut: ein 7mm Messingrohr welches den Motor mit 6mm Durchmesser aufnimmt wird um 50% versetzt zum Querrohr (6mm) verlötet, auf der Motorwelle dient ein Zahnrad (M 0,4 / 12Z) als Schaufelrad – ich war überrascht wie gut die Wirkung ist, ich musste den Regler auf 40% drosseln! Auch dass der Querantrieb nahezu geräuschlos funktioniert hat mich begeistert. Bei einem ersten Versuch hatte ich mit viel Mühe ein vierblättriges „Schaufelrad“ auf die Motorwelle gelötet, das war aber durch Unwucht zu laut und hatte kaum Wirkung. Aufpassen muss man aber beim zu Wasser lassen des Modells, damit sich im Querrohr keine Lustblase bildet, diese umschließt das Zahnrad dann kommt kein Wasser an den Antrieb und das Schiff kommt mit den Bug nicht rum.



Für den Vortrieb habe ich dem Schlepper einen 4 Blatt-Propeller selbst gebaut. Dazu habe ich mit der Schere aus 0,5mm Messingblech eine Art Kleeblatt mit einen Durchmesser von 20mm ausgeschnitten, in Form gebogen und auf der Welle (Ø 1,5mm) verlötet. Das Steverrohr ist eine Edelstahl-Kanüle einer Einwegspritze. Auch das Ruderblatt habe ich durch eine Messing-Konstruktion ersetzt, so konnte ich den Ruderarm einfach auf dem Ruderschaft auflöten, dadurch entfällt das Ruderhorn mit Feststell-Schraube. Die Lenkung nachjustieren kann man, indem am das im Gestänge eingefügtem V entsprechend auf oder zu biegt.




Als Antrieb dient ein Faulhaber–Motor 1616 der mit 3,7 Volt gute Fahrt und dabei auch noch Reserve hat. Ein 1000mA LiPo 1S liefert genügend Strom um alle Verbraucher für eine gute Stunde zu versorgen, ohne Raucherzeuger hält der Akku eine gefühlte Ewigkeit. Auf Grund der fehlenden Unterspannungs-Erkennung an Bord, ist es ratsam lieber zu früh als zu spät nachzuladen.
Desweiteren habe ich das Modell mit Ätzreling und Takelage (Gummiband 0,45mm) optisch noch etwas aufgewertet. Lackiert habe ich den Schlepper mit Revel-Lack und auf alt




Insgesamt verbaut sind:
Akku : Lipo 1S 1000mAh
Empfänger : FRSky VD5M
Fahrregler : 2x Sol-Expert ER100 (1,8 Amp)
2 Kanalschalter : Hoffmann-Modellbau KDH
Motor Antrieb: Faulhaber 1616T004S
Servo : HK282AS 16 x 8,2 x 16,5
Motor Querstrom : Ø6mm x 12mm

Technische Daten:
Länge 261mm
Breite 50mm
Gewicht 120g
Maßstab 1:200



Zum Original

Der Schlepper wurde 1955 von der Reederei "Société de Remorquage et de Sauvetage du Nord" aus Dünkirchen / Frankreich in Auftrag gegeben

Am 1.April 1956 hat die „Jean Bart“ in Dünkirchen ihren Dienst aufgenommen und war dank der Navigationsgeräte seiner Zeit einer der modernsten Hochsee-Schlepper.
Als Antrieb dienten zwei je 1250 PS Motoren, die auf eine Welle mittels Untersetzungs-Getriebe wirken. Der elektrische Strom wurde von drei MAN-Dieselmotoren mit je 55KW Generatoren hergestellt, desweiteren stellt ein 20KW Aggregat Notstrom zur Verfügung.
Aus Bergungsausrüstung war ein gefederter Stoßabsorbierender Schlepphaken verbaut, welchem noch diverse Winden zur Seite standen, auch eine stationäre Pumpe und zwei tragbare Dieselpumpen zum lenzen waren mit an Bord.
Zum Feuer löschen standen auf der Brücke zwei Löschmonitore und vier Hydranten auf dem Deck sorgten für noch größere Flexibilität bei der Brandbekämpfung.
Auf dem Schiff gab es Unterkünfte für 30 Personen und eine Krankenstation in der zwei Personen gleichzeitig behandelt werden konnten.

1965 wurde dann die „Jean Bart“ an Wijsmuller verkauft und fuhr ab dann als „Utrecht“ unter niederländischer Flagge.

Einsatzgebiet war der Nord-Atlantik und das Mittelmeer. Im November 1969 brach die Utrecht nach Las-Palmas (Kanarische Inseln) auf, danach ging die Fahrt weiter nach Freeport (Bahamas) und setzte weiter nach New-Orleans (USA) über.
Im Jahr 1969 war die Utrecht 16.437 Meilen als Schlepper im Einsatz.
1970 führte der Weg weiter um den Globus nach Fidschi, Singapur und Südafrika.
Als sie am 28.Mai 1970 in Amsterdam im Trockendock überholt wurde, hat sie in 255 Tagen den Globus umrundet.
Insgesamt hat die Utrecht im Jahr 1970 31.327 Meilen bewältigt.

Am 19.Januar 1977 wurde die Utrecht nach Griechenland an Archirodon Construction Co. verkauft. Von nun an hieß der Schlepper „Kriti“, fuhr unter der Flagge Panamas und war im Hafen von Piräus zu Hause.
1993 wechselte die „Kriti“ erneut den Besitzer und war nun als „3Pantoons“ unter honduranischer Flagge in San Lorenz / Honduras beheimatet.

1997 wechselte der Name wieder in „Kriti“ bevor sie nach den Virgin Islands verkauft wurde.

2001 legte der Schlepper der mittlerweile in „Ahli II“ unbenannt wurde zur letzten Fahrt nach Mumbai / Indien ab, wo er ein Jahr später verschrottet wurde.

Wer sich für das Schiff interessiert, dem kann ich die Homepage von Wijsmuller wärmstens empfehlen. Hier findet ihr einen sehr genauen „Lebenslauf“ (bei dem ich mich für diesen Text bedient habe) und auch schöne Fotos die mir beim Bau sehr hilfreich waren. Auf den Bildern der Besatzung sind auch viele Details zu erkennen.

http://bureau-wijsmuller.nl/?T_Z/Utrecht_IV_1965_-_1977/Foto%27s_Utrecht



Technische Daten :
Länge 52,6 m
Breite 9,7m
Mittlerer Tiefgang 4,2m
Verdrängung ca. 1050t
Antrieb 2x 1250PS
Geschwindigkeit ca. 16 Kn
Besatzung 30 Mann

YouTube
https://www.youtube.com/watch?v=W7aI0Uz4dVo&t=42s


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